Nicht ganz eine Woche verbrachte ich in Begleitung meiner besseren Hälfte Chri in der portugiesischen Landeshauptstadt, bevor es uns noch ein bisschen weiter westlich an die Küste verschlug. Rückblickend habe ich gemixte Gefühle, was die Reise - oder eher: die Stadt - betrifft und erkläre euch heute, begleitet von einigen Bildern, warum genau das so ist.
Lissabon lebt von Tourismus - und das merkt man an der Organisation: für schlappe 3,50€ fährt man vom Flughafen aus mit dem Bus in die Stadt. An allen wichtigen Plätzen hält der
AeroBus und garantiert so, dass die meisten Hotels in zu Fuß machbarer Nähe der Haltestellen sind. Im Hauptzentrum der Stadt und gleichzeitig an einem der drei bekanntesten Plätze in Lissabon - dem
Praça Rossio - stiegen wir aus und fanden Dank
Marco Polo Straßenkarte relativ schnell unsere kleine Pension (
Pensao Flor da Baixa). Daumen hoch für das gute Netzwerk!
Praça Rossio - etwa hundert Meter hinter der großen Gebäude befand sich unsere Pension
Chri und ich sind bezüglich Hotels relativ gleich eingestellt: teure Luxushotels gut und schön, aber wir verbringen meist eh nur die Nacht in den Zimmern und brauchen sonst eben nur eine (bitte saubere) Dusche - daher fahren wir eher die Bestmöglich-für-Wenigstmöglich-Schiene. Trotz gerade mal 30€ pro Nase pro Nacht in der Hauptsaison wurden wir dann von einer süß gestalteten Pension überrascht (wenn mal mal den Eingang und die zwei Stockwerke "Aufstieg" mit Koffer hinter sich gelassen hat). Leider ist die Rezeption nicht durchgehend besetzt und die Kommunikation mit der Anwesenden Putzfrau war etwas schwierig, klappte aber letztendlich prima. Unser Zimmer war überraschend groß, sehr sauber und unser Bad war gigantisch, mit Doppelwaschbecken und Stuck an der Decke. Die Pension bietet sonst auch günstigere Zimmer mit shared bathrooms, die ebenso sauber waren. Das Frühstück gab es im zugehörigen Hotel ein paar Häuser weiter - das Buffet war zwar nicht das Beste, aber man wurde satt und jeder konnte fündig werden.
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Reiseteam - ich und meine Chri ♥
Die Lage der Pension war perfekt - mitten im Altstadt-Zentrum
Baixa gelegen erreichten wir von hier aus schnell alle bekannten Plätze und Sehenswürdigkeiten, den Tejo und die angrenzenden Viertel
Bairro Alto und
Alfama, in denen es besonders viel zu sehen gibt. Grundsätzlich ist das Stadtbild wunderschön: enge Gassen mit tollen Hausfronten, viele davon mit den für Lissabon typischen Fliesenfassaden und überall trifft man auf eindrucksvolle Prachtbauten: von Kirchen und Kathedralen über das Rathaus, das Theater oder den Sitz des Premierministers (
das nenne ich mal eine Residenz!). Überall gibt es etwas zu bestaunen und ich selbst bin sowieso großer Fan der grauweißen, pompösen Bauart.
Praça do Comércio
In unseren vier Tagen konnten wir in Ruhe alles zu Fuß erreichen, sahen uns sämtliche Kirchen auch von Innen an, genoßen die Aussicht von der Kuppel des Klosters
Sao Vicente de Fora und die plötzliche Ruhe in den Überresten des
Convento de Carmo.
Auf der Kuppel desSao Vicente de Fora - mit dem Tejo im Hintergrund
Die Überreste des Convento de Carmo
Nach einer kurzen Fahrt mit der S-Bahn erreicht man den etwas außerhalb gelegenen Stadtteil
Belém, der die bekanntesten und wichtigsten Wahrzeichen der Stadt beherbergt: den
Torre de Belém und den
Mosteiro dos Jerónimos - beides Weltkulturerbe und der Mosteiro war für mich das beeindruckendste Gebäude in ganz Lissabon.
Mosteiro dos Jerónimos
Torre de Belém
Sehr ruhig gelegen und mal etwas anderes ist der
Cemitério dos Prazares, ein Friedhof im westlichen Teil der Stadt. Anders als mir bekannte Friedhöfe, auf die ich ungern einen Fuß setze, besteht dieser aus hunderten von eindrucksvollen großen und kleinen Familien-Mausoleen. Die Atmosphäre dort ist friedlich und irgendwie erhaben mit einem kleinen Gruselfaktor. Ich fand es absolut einen Besuch wert!
Cemitério dos Prazares
Wir waren im Urlaub - ausgiebiges Essen und Trinken durfte da nicht zu kurz kommen. Gleich am ersten Tag sind wir euren Tipps gefolgt und haben uns über das Gebäck hergemacht. Etwas so leckeres wie die
Pastel de Nata, kleine Puddingtörtchen, habe ich wirklich selten gegessen und sowohl Chri als auch ich waren fortan süchtig! Grundsätzlich wird in Lissabon sehr viel Fisch und Fleisch gegessen, was jetzt in Massen nicht unbedingt mein Ding ist - an eine Paella habe ich mich trotzdem getraut und Chri hat zudem noch das angepriesene Hühnchen probiert und für gut befunden. Ansonsten bin ich mit Pizza und Pasta eher auf der sicheren Seite geblieben und wurde so nicht enttäuscht. Besonders empfehlen können wir das
Capriciosa, eine italienische Restaurantkette, die sich an den
Docas, einer Restaurantmeile am Fluss in der Nähe der Ponto 25 de Abril, niedergelassen hat. Die Bruschetta waren köstlich, die Pizza gut und der Wein lecker - das Ambiente verbesserte den Geschmack aber nochmal deutlich: am Bootshafen lässt es sich doch gleich viel besser essen.
Wein & Bruschetta im Capriciosa an den Docas
Was meine Stimmung etwas getrübt hat oder - direkt ausgedrückt - was uns jeden Tag ein bisschen mehr auf den Sack ging, ist die unglaubliche Aufdringlichkeit vieler Leute dort. Wir wissen nicht, ob es daran lag, aber uns fielen kaum Mädelsgruppen oder Mädels-2er-Gespanne wie wir auf. Hauptsächlich schienen Pärchen, Ehepaare und Familien Lissabon zu erkunden. Entsprechend oft wurden Chri und ich über die Maßen vulgär angelabert, verfolgt, uns wurde unangenehm nachgepfiffen etc. Dass Kellner versuchen, einen in die Restaurants zu locken, kennt man auch aus anderen Ländern - aber die Aufdringlichkeit überstieg jedes Maß an Toleranz, das ich habe. Ebenso genervt waren wir von im Zwei-Minuten-Takt auftauchenden Bettlern, Pennern, Rosen-und-Blinkohren-verkaufenden Indern und Drogendealern, die uns nicht nur auf den öffentlichen Plätzen hinterherliefen, sondern sich auch nicht scheuten, während dem Essen minutenlang an unserem Tisch zu stehen (sowohl ein freundliches No, thank you, als auch ein energisch-böses Please leave us alone halfen nicht). Wenn so etwas ab und an vorkommt, habe ich dafür durchaus Verständnis, jedoch waren wir zum Schluss schon fast panisch, wenn wir die von Restaurants gesäumte Straße unseres Hotels entlang mussten, da wir wirklich teilweise betoucht wurden und es nicht mehr lustig war. Das zog sich durch den ganzen Tag und nervte einfach tierisch. Man war so einfach sehr viel unentspannter, was meinen Reisebericht der wirklich wunderschönen Stadt etwas trübt. Aber dann ging unsere Reise weiter...
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Strand, Meer und Hafen in Cascais
... nach Cascais. Rund 40 Minuten Zugfahrt später schienen wir in einer anderen Welt angekommen. In den letzten drei Tagen unseres Urlaubs faulenzten wir am kleinen Strand an einer Bucht etwa 20 Meter vor unserem schönen Hotel - wir ließen uns die Sonne auf den Pelz scheinen und ernährten uns eigentlich ausschließlich von Mojitos. Schnell hatten wir für die Abende (wenn man doch mal etwas feste Nahrung zu den Mojitos mischen musste) unser Restaurant des Vertrauens gefunden, aßen uns einmal quer durch die Speisekarte, scherzten ausgiebig mit den Kellnern und sorgten damit für ordentlich Unterhaltung.
Entspannen auf der Dachterrasse unseres Hotels
Etwa fünf Minuten mit dem Taxi dauerte es von Cascais nach Estoril, wo wir Europas größtes Casino mit unserer Anwesenheit beglückten. Es war mein erstes Mal in einem Casino und alles Glück, was meiner Chri fehlte, hatte ich an dem Tag eingeheimst, denn ich ging mit einem schönen Gewinn nach Hause und freute mir ein Loch in den Bauch. Mit unseren Tanzeinlagen, wenn wir mal 5€ gewonnen hatten, brachten wir sogar die emotionslosen 5.000€-auf-einmal-Verzocker zum Lachen und hatten wieder einmal unglaublich viel Spaß. Definitiv muss mal ein Besuch des Casinos in Baden-Baden geplant werden!
Alles in allem war unser Urlaub trotz den kleinen Ärgernissen eine tolle Woche, die ich mit meiner Schnecke verbringen durfte. Und nur für sie (und für alle anderen wahrscheinlich völlig ohne Sinn) fasse ich den Urlaub nochmal in Worte:
Ähm. Heute ist Donnerstag. Nicht Freitag! - Verdammt.
Wohin Miss? - Zu den Sternen!
Do we pay now? - Yes. - Or later? - Yes. - Now or later? - Yes.
Du musst rechts drehen, dann links drehen, dann ist zu!
Wenn ich werfe, krieg der den Euro an die Rübe!
Flasche Wein dazu? - Joa.
Also die Bohnen hier, die waren jetzt nicht ganz so geil.
Warte mal eben, ich will nur noch kurz zu Starbucks!
Also, heute nachmittag brauch ich auf jeden Fall nochmal so Gebäckzeug! Das vom ersten Tag!
Der Kellner vom Sandwichrestaurant hat mindestens 20 Brüder. Zwillingsbrüder!
Achtung, die Stufen sind rutschig (mein Oberschenkel ist immernoch gezerrt!).
Mach Platz, du fetter Lurch! - Quetsch dich halt durch, du alte Qualle!
Wie spricht man diesen Likör jetzt nochmal aus?
Alter, Lena, der Typ hat mir die Haare abgefackelt! Friseurbesuch gespart!
Yes, I like this watch. But at night, it's not so good. You can't see the numbers and it's just smiling at me.
There was a German guy. We called him Legolas. He was crazy, man!
Do you know what the bad thing about being British is? - That you can never hide it?
Hör mal! Wenn die Schwedisch sprechen hört es sich an, als würde jemand eine Kassette vorspulen!
Wo wollen wir essen? - Mir egal. - Mojito? - Jop.
Lena, ich kauf dir deinen Jeton ab! Gib mir den. GIB MIR DEN JETZT!
Flirte mal mit dem alten Sack da drüben, vielleicht lässt er ein paar Jetons rüberwachsen.
"Ähm Miss, you cannot play with two colors. It may look like you stole them from someone!" - "Ähm. Sorry. Goodbye!"
Policiaaaa!
Vodka, I need Vodka!
Biep Biep, Eh, Eh - Ah Ah.
Huäääh?
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