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Channel: Leonie Löwenherz
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WE'RE MOVING #2

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In der We're Moving-Serie erzähle ich in Tagebuchform über die Fortschritte unserer ersten gemeinsamen Wohnung.

Montag, 06.06.2016 
Liebes Tagebuch,

ich bin schon wieder völlig in meinem Element. Wir haben inzwischen schon ein paar Wohnungen besichtigt, ein paar Termine stehen uns noch bevor und ich schwanke zwischen großer Freude und riesengroßer Panik. 

Zunächst haben wir uns überhaupt erstmal auf einen Kreis geeinigt, in welchem wir nach Wohnungen schauen und sind irgendwo zwischen Mannheim und Speyer hängengeblieben.

Die erste Wohnung, die wir in Speyer angeschaut haben, war dann schon superschön. Schöner, großer Balkon, helle und großzügige Räume, überall Tageslicht, eine große Küche - bis auf ein paar kleine Schönheitsmakel (zwei nicht nutzbare und altbackene Kamine, sowie eine Tür mit altem, gefärbtem Glas), die man aber sicherlich irgendwie aufhübschen kann, war eigentlich alles perfekt. Von außen ein bisschen Oldschool-Style, typische 60er-Jahre Bauart - aber ich wohne ja drin und muss nicht von außen draufschauen.

Die zweite Wohnung habe ich mit entsprechendem Optimismus angeschaut. Die erste Wohnung war überraschend schon so schön gewesen, da wird es sicherlich noch ein paar schöne Überraschungen geben. Überraschungen gab es dann tatsächlich, aber leider keine schönen. Die zweite Wohnung, bei der wir einen Besichtigungstermin hatten, war nämlich sowas von katastrophal, dass mir heute noch schlecht ist. Mal von der Wohnung abgesehen, konnte ich den Makler riechen, bevor ich ihn gesehen habe (da muss man erstmal freundlich bleiben) und zum anderen habe ich wirklich noch niemals nie eine so abartig verranzte Wohnung gesehen, wie diese. Wo vorher Möbel standen, zeichnete sich eine schwarze Umrandung an der Tapete ab, die Böden waren klebrig, die Fugen schwarz und es stank einfach unbeschreiblich in dieser Bruchbude. Warum ich nicht schon beim Reingehen dankend abgelehnt habe, sondern die Besichtigung auch noch durchgezogen habe, weiß ich bis heute nicht. Ein dickes fettes Nein für Wohnung Nummer zwei.

Moving Day! Kisten und Kartons werden wahllos abgestellt.

Mittwoch, 08.06.2016 
Liebes Tagebuch,

mein Herz ist gebrochen. Wir haben meine absolute Traumwohnung angeschaut. Also, wirklich, Traum. So eine, wie sie normalerweise immer nur als Fake in Immobilienscout zu sehen ist. Mit Traumküche, mit Traumdielenboden, mit Garten und Balkon - von oben bis unten und von vorne bis hinten, mein Ding. Glückselig und mit großen Herzaugen bin ich ins Auto gestiegen, wir fuhren hundert Meter die Straße entlang - und die Entscheidung gegen die Wohnung war genau dort gefallen. Da standen wir also, hundert Meter hinter unserer Traumwohnung und um uns rum nur lungernde Leute, zwielichtige Gestalten und der Beginn einer Block-Vorstadt, in die wir auf keinen Fall ziehen wollten. Perfekte Wohnung - am falschen Ort. Mein Herz blutet.

Ich gehe jetzt erstmal weinen. Und trauern.

Montag, 20.06.2016
Liebes Tagebuch,

wie schnell jetzt alles ging! Der Vertrag ist unterschrieben, die Kaution hinterlegt, der Termin für die Schlüsselübergabe steht - wir haben uns für die erste Wohnung entschieden, die wir angeschaut haben und bald werde ich ins schöne Speyer ziehen. Direkt mittenrein! Ich bin so gespannt, wie alles wird! Jetzt heißt es: Kisten packen.

Mittwoch, 29.06.2016
Liebes Tagebuch,

ich kann es kaum glauben, wie unfassbar schnell alles ging. Gestern und heute hatten wir Urlaub und haben uns einen großen Transporter gemietet. Mitten unter der Woche haben wir in Seelenruhe meine Wohnung ausgeräumt. Das meiste war schon in Kartons verstaut und nachdem wir die drei, vier großen Möbelstücke gepackt hatten, war der Rest eigentlich nur noch ein einziges treppauf und treppab. Gegen Abend haben meine Schwestern uns dann noch geholfen und jetzt sind es nur noch ein paar Kleinigkeiten, die in der alten Wohnung stehen. Mein Freund ist ja vor einem Monat schon ausgezogen und hatte sein Hab und Gut in meinem Keller gelagert, sodass wir praktischerweise keine doppelten Anlaufstellen hatten. Einige meiner Möbel hatte ich auch verkauft - mein Freund fand zum Beispiel meine Esstisch-Stühle furchtbar (mein Herz hat geblutet - einer kostete über 340€ und da man den Preis nie mehr dafür bekommt, habe ich sie kurzfristig erstmal bei meinen Eltern eingelagert), meine Couch ist uns beiden zu klein, seine Couch fand ich fürchterlich. Mein wunderschöner Wohnzimmerteppich darf nur aufgrund großer Glubschaugen meinerseits mit und der Schlafzimmerteppich musste sowieso gehen. Den begehbaren Kleiderschrank gebe ich zugunsten eines Kinderzimmers für den Sohnemann des Freundes auf - ich wollte mir sowieso ein geschlossenes System zulegen.

Küchenkrise - ob das alles so passt, wie wir uns das vorstellen?

Eine kurze Krise gab es beim Einzug dann direkt schon, denn mein Freund findet meinen Esstisch - das gefühlt einzige Möbelstück, bei dem wir uns einig waren, dass es unbedingt bleiben muss - zu groß für die Küche, die wir somit nicht nur zum Kochen, sondern direkt auch als Esszimmer mitnutzen wollten. Platz ist eigentlich genug, nur eben irgendwie doof. Erst war ich völlig ratlos, als dann mein Freund meinte Muss er halt weg! bin ich an die Decke gegangen. Der Tisch ist ein antikes Einzelstück und mein ganzer Stolz. Nach einigem Rumschieben und einer Nacht drüber schlafen steht der Tisch jetzt aber doch so, wie er ursprünglich geplant war und da bleibt er auch. Auch wenn er ein bisschen groß ist. Jetzt stehen hier also überall Kartons, Kisten, platzlose Möbel und Kram. Jetzt fängt mein Lieblingsteil an: Einrichten!

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